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Der Bildplattenspieler besteht aus einem Holzkasten mit abnehmbarem Deckel. Auf der Ober-seite des geöffneten Kastens liegt eine schwarze Bildplatte aus dünnem Kunststoff. Darüber schwebt der Abtastkopf aus Metall. Er wird über einen Motorantrieb an einem feststehenden Metallarm von außen nach innen geführt.

Bildplattenspieler (Prototyp), 1970

Objekt des Monats Juli 2020

Der Bildplattenspieler besteht aus einem Holzkasten mit abnehmbarem Deckel. Auf der Ober-seite des geöffneten Kastens liegt eine schwarze Bildplatte aus dünnem Kunststoff. Darüber schwebt der Abtastkopf aus Metall. Er wird über einen Motorantrieb an einem feststehenden Metallarm von außen nach innen geführt.
Auf dem Prototyp des Bildplattenspielers von Telefunken lässt sich die schwarze Bildplatte mit dem Abtastkopf darüber gut erkennen. Bei dem seit 1973 verkauften Serienmodell verschwanden diese Elemente im Inneren des Gerätes.
SDTB

Vor 50 Jahren wird ein neues audiovisuelles Zeitalter eingeläutet. Telefunken und Philips, damals die großen Zwei der europäischen Unterhaltungselektronik, stellen nahezu zeitgleich Videosysteme für den Heimgebrauch vor. Sie sollen Abwechslung ins Alltagseinerlei des Fernsehens bringen. Bis dahin kennen die meisten Menschen bewegte Bilder nur aus dem Kino oder vom heimischen TV-Gerät. Dort wird ein überschaubares Programm angeboten. Highlights sind neben den 20-Uhr-Nachrichten die großen Fernsehshows am Samstagabend. Mediatheken, Streaming-Dienste, selbst Videotheken liegen damals noch in einer weit entfernten Zukunft.

Am 23. Juni 1970 stellt Philips in Hamburg einen Videokassettenrekorder vor. Einen Tag später präsentieren Telefunken und die Plattenfirma Teldec in Berlin den Prototyp eines Bildplattenspielers. Dieser ähnelt nicht nur optisch einem Schallplattenspieler, er funktioniert auch nach dem selben Grundprinzip: Auf dem Plattenteller rotiert eine hauchdünne Plastikscheibe. Sie hat feine Rillen, die durch eine Nadel abgetastet werden. Im Unterschied zum Plattenspieler werden nicht nur Ton-, sondern auch Bildsignale erzeugt. Auf diese Weise lassen sich über ein angeschlossenes Fernsehgerät zehnminütige Videos abspielen.

Für die Bildplatte reizen die Telefunken-Ingenieure das von Thomas A. Edison 1877 erfundene Prinzip Nadel-in-Rille bis an die Grenze des physikalisch Machbaren aus. Der technische Geniestreich erweist sich aber schon bald als Ladenhüter. Es gibt (noch) keinen Markt für 10-Minuten-Videos. 1975 nimmt Telefunken das System wieder aus dem Programm.

 

Dieser Bildplattenspieler ist Teil der Online-Sammlungen des Museums.