Eine Vielzahl gefalteter Papierschiffchen. Das Papier der Schiffchen verläuft von den entgegenliegenden Außenkanten zur Mitte von weiß nach rot. Die Faltmitte ist mit Goldblatt veredelt.

Papier­technik

Die Geschichte des Papiers führt mehr als 2.000 Jahre zurück ins alte China, wo um 200 v. Chr. eine Methode zur Herstellung von Papier entwickelt wurde. Entdecken Sie in der Ausstellung, wie sich das Papier und seine unterschiedlichen Herstellungsverfahren von Asien über die ganze Welt verbreiteten.

Blatt für Blatt: Zerkleinern, Wässern, Pressen und Trocknen

Unabhängig davon, ob Papier von Hand oder mit Maschinen hergestellt wird, sind die wichtigsten Fertigungsschritte nahezu gleich. Papier besteht meist aus Füll-, Leim- und Farbstoffen sowie pflanzlichen Faserstoffen. Bei der Papierherstellung werden die einzelnen Pflanzenfasern zunächst zerstückelt und mit Wasser zu einem Brei verarbeitet. Anschließend werden sie mit Hilfe eines Schöpfsiebs entwässert und durch Pressen und Trocknen verfestigt. Die Geschichte und der technische Fortschritt der Papierherstellung lassen sich an großen Bildkacheln verfolgen, die eine Wand im Ausstellungsraum füllen – dem ehemaligen Pferdestall der Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen von Carl Linde. Ehemalige Pferdetränken fungieren zudem als Bottiche, aus dem der Papierbrei geschöpft wird. An der Decke sind, ähnlich, wie auf dem Trockenboden einer Papiermühlenwerkstatt, geschöpfte Papiere zum Trocknen aufgehängt. In Vorführungen können die Besucherinnen und Besucher verfolgen, wie Papier geschöpft wird, und das getrocknete Papier dann selbst mit einem Stein glätten.

Ansicht der Papierwerkstatt. Im Vordergrund steht ein großer Bottich mit einer trüben, weißen Flüssigkeit. Rechts arbeitet ein Mann an einer Maschine. Auf der linken Seite stehen Besucherinnen und Besucher und schauen der Papierherstellung zu.
Regelmäßige Vorführungen geben Einblick in die Herstellung von Papier.
SDTB / N. Michalke

In Europa werden Techniken verfeinert und Werkzeuge erfunden

Zwei Kinder in weißen Schürzen stehen hinter einer Absperrung. Sie betasten mit ausgestreckten Zeigefingern ein Schöpfsieb aus Metall.
Schöpfsiebe aus Metall machten das Verwenden von Wasserzeichen möglich.
SDTB / C. Musiol

In Europa beginnt die Papierherstellung im 11. Jahrhundert in Südspanien und Italien. Lange Zeit wurde Papier in Europa aus Textilabfällen hergestellt, die Hanf- oder Flachsfasern enthielten. Der Rohstoff blieb derselbe, die Herstellungsverfahren veränderten sich: Im 13. Jahrhundert entstand die handwerkliche, mechanisierte Massenproduktion in Wassermühlen, in denen die Lumpen mit Wasser gemischt, gestampft und zu einem Brei verarbeitet wurden. Gleichzeitig verfeinerten die europäischen Papiermacher die eingesetzten Werkzeuge. Das galt zum Beispiel für den Einsatz von mechanischen Sensenblättern zum Zerkleinern des Rohmaterials und für die Schöpfsiebe, die nicht mehr wie im fernöstlichen oder arabisch-persischen Raum aus Bambusstäbchen, sondern nun aus Metalldraht hergestellt wurden. Das verbesserte nicht nur die Papierqualität, sondern machte sogar das Verwenden von Wasserzeichen möglich.

Der große Durchbruch: Papierbahnen statt einzelner Blätter

Blick in die Ausstellung Papiertechnik. Im Vordergrund steht eine mehrere Meter lange Maschine, von der Decke hängen Papierbögen, an der Wand sind Bilder und Texte angebracht.
Die Langsieb-Versuchspapiermaschine stellt keine einzelnen Blätter, sondern eine zusammenhängende Papierbahn her.
SDTB

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Papiermacher, Holz als Grundstoff zu verwenden und im Zuge der Industrialisierung Maschinen einzusetzen. Der große Durchbruch war die Erfindung der „Langsieb-Papiermaschine“ durch den französischen Papiermacher Robert im Jahr 1799. Statt die Blätter einzeln zu schöpfen, entstand eine zusammenhängende Papierbahn. Mit dieser Erfindung war der erste Schritt auf dem Weg zur Industrialisierung der Papierherstellung gemacht. In der Ausstellung ist eine Versuchspapiermaschine der Firma Kämmerer aus dem Jahr 1960 zu sehen, die lange in der damaligen Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin benutzt wurde.

Papier bleibt wichtig: trotz Digitalisierung

Papier behält auch in unserer digital geprägten Welt seine Bedeutung: Früher war Papier ein Luxusgut, heute ist es der wichtigste, billigste und am leichtesten verfügbare Schriftträger. Würde man den Jahrespapierverbrauch aller Deutschen zu einem Stapel DIN-A4-Blätter aufschichten, würde er bis zum Mond reichen.

Ein Mann in weißer Schürze löst ein noch feuchtes, weißes Blatt Papier von einem Schöpfsieb. Mehrere Kinder sehen ihm dabei zu.
Bei Vorführungen können Besucherinnen und Besucher verfolgen, wie Papier geschöpft wird.
SDTB / C. Musiol

Highlights

Ein weißes Blatt Papier, das als Wasserzeichen ein Einhorn trägt.
SDTB / C. Kirchner

Einhorn-Wasserzeichen

Wasserzeichen sind im Papier verborgene Bild- oder Schriftzeichen, die man erkennen kann, wenn man ein Blatt gegen das Licht hält. Das Wasserzeichen entsteht durch erhabene Verzierungen im Schöpfsieb aus Draht, Zelluloid oder Messingblech. Die Verzierungen verdrängen den noch flüssigen Faserstoff, ziehen oder pressen ihn zusammen. Das Einhorn-Wasserzeichen ist Teil der Wasserzeichensammlung, die aus der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung stammt.

undatiert, Schenkung Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Ein braunes Schöpfsieb aus Metall in der Größe einer Buchseite.
SDTB / C. Kirchner

Schöpfsieb mit Wasserzeichen Friedrichs des Großen

Mit einem Schöpfsieb wird der Faserbrei aus Zellulose aus der Bütte geschöpft. Das Wasser tropft durch das Sieb und die festen Faserstoffe bleiben auf dem Sieb liegen. Das Besondere an diesem Sieb: Es eignet sich für die Herstellung eines Wasserzeichens, einer Abbildung Friedrichs des Großen. Auf dem Metall-Sieb ist dafür eine weitere zusätzliche und erhabene Kontur aus Draht aufgebracht. An dieser Stelle ist das Papier nachher dünner und durchscheinender.

Gebrüder Ebart,1910

Die Maschine ähnelt einer mehrere Meter langen Werkbank. Auf ihr sitzt ein System von mehr als 15 Walzen verschiedener Größen, durch die die Papierbahn läuft.
SDTB / C. Kirchner

Langsieb-Versuchspapiermaschine

Die Labor-Papiermaschine wurde lange Zeit in der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin benutzt. Im Jahr 1987 erhielt das Deutsche Technikmuseum sie als Schenkung. 2008 wurde die Maschine umfassend restauriert und instandgesetzt. Sie verdeutlicht den Besucherinnen und Besuchern alle Stufen der industriellen Papierherstellung in anschaulicher Weise.

1960, Schenkung: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Ein Stapel quadratischer Glückspapiere, weiß mit rotem Aufdruck. Das oberste Papier ist heruntergenommen. Es zeigt Büsche, Bäume und Pflanzen.
SDTB / C. Kirchner

Lungta-Papiere

Zeremonialpapiere wie diese dienen im Buddhismus als Gebetsfahnen und werden von den Gläubigen dem Wind ausgesetzt. Nach ihrem Glauben übergeben die Fahnen die Gebete an den Himmel.  Auf vielen Gebetsfahnen ist die mythologische Figur des Windpferdes (lung = Wind, ta = Pferd) aufgedruckt, um die Gebete besonders wirksam in den Himmel tragen zu lassen.

2001, Leihgabe: T. Weber

Handegschöpftes Papier wird zum Trocknen aufgehängt.

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