Nahaufnahme der Z1, mechanische Schaltglieder des historischen Rechners.

Informatik

Der erste Computer wurde nicht in einer Garage im kalifornischen Silicon Valley gebaut, sondern in einem Wohnzimmer in Berlin-Kreuzberg. In der Ausstellung erfahren Sie spannende Geschichten rund um die Entstehung der ersten Computer und mehr über Leben und Werk des Computerpioniers Konrad Zuse.

Der erste Computer

Zwei Frauen und ein Mann beugen sich über eine große Glasvitrine, in der das mechanische Rechenwerk der Z1 zu sehen ist.
Den ersten Computer der Welt entwickelte der 26-jährige Bauingenieur Zuse im elterlichen Wohnzimmer in Berlin-Kreuzberg, um ihm lästige statische Berechnungen zu automatisieren.
SDTB / N. Michalke

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der erste Computer, die Z1. 1935 begann der damals 25-jährige Berliner Ingenieur Konrad Zuse, an einer Rechenmaschine zu tüfteln, die alle langweiligen und komplizierten Rechenaufgaben selbstständig und vollautomatisch erledigen sollte. Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, belegte er das Wohnzimmer seiner Eltern für mehrere Jahre mit seinem Computerprojekt, trommelte Freunde zusammen, die ihm beim Bau helfen sollten, und kündigte seinen Job. Konrad Zuse war ein „Nerd“, lange bevor es diesen Begriff gab.

1938 hatte Konrad Zuse seine Z1 fertig gestellt, der Computer war frei programmierbar und steuerte mechanische Schaltglieder, die Metallstifte in zwei unterschiedliche Positionen schoben – Position „0“ und Position „1“. Dieses Binärprinzip bildet noch heute die Grundlage jedes Computers. Die Z1 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört – daher baute Konrad Zuse 1989 seinen Pioniercomputer für das Deutsche Technikmuseum nach. Heute können die Besucherinnen und Besucher dieses faszinierende Zeugnis der Technikgeschichte in der Ausstellung sehen und den Weg von den binären mechanischen Schaltgliedern bis zur heutigen Computernutzung nachvollziehen.

Blick in die Informatik-Ausstellung: Eine Frau sitzt auf einem Podest und hält sich den Hörer einer Hörstation ans Ohr. Eine andere Frau steht neben ihr und liest in einem großen Heft. In wandhohen Vitrinen im Hintergrund sind historische Rechenmaschinen zu sehen. Von der Decke hängt der Schriftzug „Die Zuse KG“.
In Audiostationen erzählen ehemalige Mitarbeiter der Zuse KG von Entwicklung und Verkauf einer der ersten Computerfirmen der Welt.
SDTB / H. Hattendorf

Computerbau im Krieg

Mit seinem ersten Computermodell war der Tüftler Konrad Zuse alles andere als zufrieden. Die Z1 arbeitete zwar in vielerlei Hinsicht wie moderne Computer, aber ihre mechanischen Schaltglieder verhakten sich häufig. Daher ersetzte Zuse sie durch elektromagnetische Relais und präsentierte 1941 sein erstes voll funktionsfähiges Modell, die Z3. Auch die Z3 wurde im Bombenkrieg zerstört, die Ausstellung zeigt einen modernen Nachbau.

Zuses Maschinen wurden nicht nur Opfer der Zerstörung, sondern sie wirkten auch am zerstörerischen Zweiten Weltkrieg aktiv mit. Für die Berliner Henschel Flugzeugwerke konstruierte Zuse die Spezialrechenmaschinen S1 und S2, die der Berechnung der Flügelkonstruktion von Gleitbomben dienten. Das Wrackteil einer solchen Gleitbombe wird in der Ausstellung gezeigt und stellt Zuses Arbeiten in den Kontext von Zweitem Weltkrieg und Nationalsozialismus.

Erfinder und Unternehmer

Schwarzweiß-Foto: Konrad Zuse im Profil, der gerade einen Lochstreifen prüft.
Konrad Zuse kontrolliert einen Lochstreifen an der Z4, 1940er Jahre.
Horst Zuse

Mit der Fima Zuse-Apparatebau Berlin gründete Konrad Zuse 1941 die erste Computerfirma der Welt. Ab 1949 wurden in Hessen in der neugeformten Zuse KG Großrechenanlagen für Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft entwickelt. In Audiostationen erzählen ehemalige Mitarbeiter vom Arbeitsalltag in der Zuse KG. Historische Filmdokumente zeigen die ausgestellten Großrechner im Einsatz. Nicht nur die Firmengeschichte der Zuse KG, sondern die Technik- und Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik werden in der Ausstellung lebendig.  Die Erfindungen und Ideen von Konrad Zuse haben die Informatik und unser Leben verändert. So hat Zuse auch das erste Schachprogramm entwickelt. Im Deutschen Technikmuseum kann man gegen dieses Programm spielen.

Highlights

Tausende silbrig-graue, mechanische Schaltglieder sind das Herz des ersten Computers Zuse Z1. Sie sind in einen Metallrahmen montiert.
SDTB

Z1

Von 1936 bis 1938 baute der 26-jährige Bauingenieur Konrad Zuse die erste frei programmierbare, mechanische Rechenmaschine – den ersten Computer. Die Z1 arbeitete mit binären Zahlen, verfügte über ein Ausgabe- und Eingabewerk, ein Rechenwerk, ein Speicherwerk und ein Programmwerk. Doch leider wurde die Z1 im Zweiten Weltkrieg zerstört – daher baute Konrad Zuse 1989 seinen Pioniercomputer für das Deutsche Technikmuseum nach.

Konrad Zuse, 1989, Nachbildung (Original: 1938)

Die drei Speicherschränke des Nachbaus des Zuse-Computers Z3 sind jeweils 2,20 Meter hoch und 1,20 Meter breit und mit insgesamt 1.600 blauen Schalrelais bestückt. Links im Vordergrund steht die schwarze Bedienkonsole mit vielen Zahlen- und Funktionstasten.
SDTB / C. Kirchner

Z3

Bei der Z3 handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Z1 und die erste voll funktionsfähige, vollautomatische, programmgesteuerte und frei programmierbare Rechenanlage. Wie heutige Computer bestand die Z3 aus einem Rechenwerk, einem Steuerwerk, einem Speicher, einer Eingabe- und einer Ausgabeeinheit. Das Original stellte Konrad Zuse im Mai 1941 Wissenschaftlern vor. Im Deutschen Technikmuseum ist ein Nachbau zu sehen, den sein Sohn Professor Dr. Horst Zuse anfertigte.

Horst Zuse, 2010, Nachbildung (Original: 1941), Leihgabe: Horst Zuse

Der Graphomat Z64 ähnelt einem großen, grauen Tisch, auf dem ein Zeichenapparat montiert ist. Über den Tisch beugt sich die fotorealistische Pappfigur einer Frau. Das Bild der Frau ist schwarz-weiß. Sie trägt einen ärmelloses Kleid im Stil der Sechziger Jahre.

Graphomat Z64

Die Z64 ist ein automatischer Zeichentisch mit Lochkartensteuerung. Konrad Zuse stellte ihn 1961 auf der Hannover Messe vor. Die Genauigkeit des Zeichentischs beträgt 1/20 Millimeter. Gesteuert wurde er von zwei Planetengetrieben, die die digitalen Signale auf dem Lochstreifen in analoge x- und y-Bewegungen umsetzten. Das Gerät konnte in vier Farben Punkte, beliebige Kurven und Symbole zeichnen. Die Z64 wurde zum Beispiel in der Erdvermessung, der Meteorologie und für die frühe Computerkunst eingesetzt.

Zuse KG, 1961, Schenkung: Technische Universität Berlin

Das Wrackteil einer Flügelbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist aus Metall. Es ist rechteckig und zum Teil verrostet.
SDTB / C. Kirchner

Wrackteil einer Henschel Gleitbombe Hs 293 (Querruder)

Die Hs 293 wurde während des Zweiten Weltkriegs unter strenger Geheimhaltung von der Henschel-Werke GmbH gebaut. Zur Berechnung der Flügelkonstruktion wurden spezielle Rechenmaschinen verwendet, die Konrad Zuse entwickelte. Die deutsche Wehrmacht sollte mit der neuen Präzisionswaffe vor allem Schiffe zerstören. Gleitbomben dieses Typs kamen ab 1942 im Mittelmeerraum zum Einsatz.

Henschel-Werke GmbH, 1942

Bildfüllend: rote Elektroröhren mit goldfarbenen Metallkappen und blauen Bügeln

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