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Eisenbahn: Revolution und Alltag

19.03.2024

Dauerausstellung Schienenverkehr im Deutschen Technikmuseum in Berlin wird nach grundlegender Neugestaltung am 21. März wiedereröffnet.

Pressematerial

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Pressemitteilung

Eisenbahn: Revolution und Alltag
Dauerausstellung Schienenverkehr im Deutschen Technikmuseum
wird nach grundlegender Neugestaltung am 21. März wiedereröffnet.

 

Das Deutsche Technikmuseum in Berlin eröffnet am Donnerstag, 21. März, in den historischen Lokschuppen
die neue Dauerausstellung Schienenverkehr: „Eisenbahn: Revolution und Alltag“. Mit klarem Fokus auf die
Kulturgeschichte zeigt sie, wie die Eisenbahn auf Gesellschaft, Wirtschaft und Alltag einwirkte und bis heute
einwirkt. Im nun vollendeten ersten Bauabschnitt der Ausstellungs-Überarbeitung wird im Lokschuppen 1 auf
1.700 Quadratmetern die Zeit von den Anfängen der Eisenbahn bis 1914 dargestellt.


Im Jahr 1825 fuhr im Nordwesten Englands die erste öffentliche Eisenbahn. Das Verkehrsmittel verbreitete
sich rasch weltweit und veränderte den Alltag der Menschen so grundlegend wie seitdem nur das Internet:
So hat die Eisenbahn in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg das Wachstum der Städte geradezu explodieren
lassen und war Motor der Industrialisierung. Sie revolutionierte die Mobilität für alle Schichten und löste
große Migrationsbewegungen aus. Zugleich war die Eisenbahn Werkzeug der Kolonialmächte und diente im
Krieg dem Transport von Truppen und Munition. Die Ausstellung kombiniert einzigartige historische Objekte
mit moderner Präsentation. Eine übersichtliche Gliederung, attraktive Großfotos, Zeichentrickfilme,
Medienstationen, Mitmach-Angebote und eine bessere Zugänglichkeit der Inhalte ermöglichen Erwachsenen
und Kindern gleichermaßen ein einzigartiges Besuchserlebnis. Die Überarbeitung der Ausstellung wurde mit
Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin gefördert.

Joachim Breuninger, Vorstand Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, sagte am Dienstag anlässlich des
Pressetermins zur Eröffnung:
„Als vor 200 Jahren die ersten Eisenbahnen in Europa ihren Betrieb aufnahmen, veränderte dies das Leben
der Menschen radikal. Auch heute kommt der Eisenbahn eine wichtige Bedeutung zu bei der Transformation
unserer Gesellschaft hin zur klimaneutralen Mobilität. Unsere neue Dauerausstellung Eisenbahn erzählt diese
Geschichte ganz neu – mit einzigartigen Exponaten und einer Gestaltung, die die Geschichte der Eisenbahn
für Jung und Alt erlebbar macht.“

Oliver Friederici, Staatssekretär für Gesellschaftlichen Zusammenhalt im Berliner Senat für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt:
„Das Deutsche Technikmuseum ist eines der beliebtesten Familienmuseen in Berlin. Die Schienenverkehr-Ausstellung ist seit den Anfangszeiten des Museums besonders populär; ist die Eisenbahn doch das Verkehrsmittel, das den Alltag der Menschen ganz besonders prägt. Die neue Ausstellung ist zugänglicher und sinnlicher geworden und hilft, die Bedeutung der Bahn in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verstehen. Das ist für Berlin, eine Stadt, die stark vom Schienenverkehr geprägt ist, ein großer Gewinn."

Dr. Marion Bleß, Vorstand LOTTO-Stiftung Berlin:
„Als Vorstand der Berliner LOTTO-Stiftung freut es mich sehr, dass wir mit LOTTO-Mitteln zur Neugestaltung von ‚Eisenbahn: Revolution und Alltag‘ beitragen konnten. Dies umso mehr, als dass die Ausstellung nun neue Standards in Sachen Barrierefreiheit und Mehrsprachigkeit setzt. Die Förderung wird dadurch ermöglicht, dass von jedem Euro, der bei LOTTO eingesetzt wird, zwanzig Cent in die LOTTO-Stiftung fließen. Das heißt, dass jeder LOTTO-Tipp dazu beiträgt, großartige Projekte wie dieses in Berlin zu fördern. Im Namen der LOTTO-Stiftung Berlin bedanke ich mich deshalb bei allen Berliner LOTTO-Spielerinnen und -Spielern. Vor allem aber möchte ich dem Team vom Deutschen Technikmuseum für die gelungene Neugestaltung der Dauerausstellung danken. Ich bin mir sicher, dass sie viele Besucherinnen und Besucher begeistern wird.“

Pferdebahnwagen und kuriose Fundstücke: eine einmalige Sammlung
Grundlage der Ausstellung sind einmalige Objekte, von denen viele aus dem früheren Verkehrs- und Baumuseum in Berlin stammen. Dazu zählen Fahrzeuge wie der offene Personenwagen von 1843. Er ist einer von nur zwei weltweilt erhaltenen Wagen dieses Typs, bei dem die Reisenden noch im Freien saßen. Auch ein Stück Originalgleis der englischen Eisenbahnlinie von 1825 findet sich in der Ausstellung und ein hölzerner Eisenbahnvorläufer aus dem 16. Jahrhundert.

Neu in der Ausstellung und ein echter Hingucker ist der doppelstöckige Pferdebahnwagen von 1865. Er erinnert daran, dass Berlin bis 1900 im Stadtverkehr über ein hundert Kilometer langes Schienennetz verfügte. Dabei wurde der damals hochmoderne, geringe Rollwiderstand der Schiene mit dem jahrtausendealten Antrieb durch „Pferdestärken“ kombiniert. Zwei vor dem Wagen angespannte Pferde-Attrappen machen die Ausstellungs-Inszenierung besonders lebendig.

Auch die elektrische Eisenbahn wird dargestellt. Dazu zählt der Triebwagen ET 183 05 von 1899. Obwohl einer der ersten seiner Art, war er in Süddeutschland bis 1962 im Einsatz. Für die neue Ausstellung wurde er umfangreich erforscht und restauriert. Ein Zeichentrickfilm illustriert seine Geschichte ebenso wie Objekte, die in den Fensterschächten gefunden wurden – von Fahr- und Kinokarten über Zigarettenschachteln bis hin zu kleinen Spielzeugtieren und Comic-Heften. Mit der Geschichte des elektrischen Antriebs von Schienenfahrzeugen werden zugleich Traditionslinien emissionsfreier Mobilität aufgezeigt und der Bogen zu heutigen Diskussionen um eine CO²-neutrale Mobilität geschlagen.

An einem besonderen Ort: die Lokschuppen des Anhalter Bahnhofs
Die Ausstellung befindet sich an einem besonderen Ort: in den Lokschuppen, die einst zum legendären Anhalter Bahnhof gehörten. Ihre Geschichte wird ebenso erklärt wie die des größten der Berliner Fernbahnhöfe des 19. Jahrhunderts. Aus dem im Krieg zerstörten Empfangsgebäude des „Anhalter“ wurden etliche Bauteile geborgen, die nun in der Ausstellung neu präsentiert werden. Manche davon werden erstmals gezeigt, wie große Blechbuchstaben, die einst an der Bahnhofsfassade die Entfernung zu den von dort zu erreichenden Städten anzeigten. Zentraler Bestandteil sind die originalen Galvanoplastiken „Tag“ und „Nacht“ von Ludwig Brunow, von denen sich heute Repliken am verbliebenen Baurest des Bahnhofs am Askanischen Platz in Berlin-Kreuzberg befinden. Die Personifikationen sollten im 19. Jahrhundert daran erinnern, wie die Eisenbahn die Zeitmessung und Zeitwahrnehmung verändert hatte.

Ein neues Besuchserlebnis: besser zugänglich und multimedial
Die Lokschuppen waren zwischen 1984 und 1987 für die Ausstellung Schienenverkehr des Deutschen Technikmuseums neu aufgebaut worden. Der damalige Leiter des Bereichs im Deutschen Technikmuseum, der 2015 verstorbene Dr. Alfred Gottwaldt, setzte mit seiner Ausstellung neue Maßstäbe: Zum ersten Mal wurden damals Fahrzeuge unrestauriert und mit deutlichen Betriebsspuren gezeigt. Erstmals thematisierte ein Technikmuseum in Deutschland die Verstrickungen der Reichsbahn in den Nationalsozialismus und den Holocaust ganz offensiv, und zum ersten Mal wurde die Rolle von Frauen bei der Eisenbahn gewürdigt.

Die Präsentation der Dauerausstellung Schienenverkehr bestand seit den 1980er Jahren nahezu unverändert. In der Zwischenzeit haben sich die Ansprüche an museale Ausstellungen grundlegend gewandelt. Die Neugestaltung wurde jetzt unter Federführung von Lars Quadejacob, Leiter des Bereichs Landverkehr im Deutschen Technikmuseum, zusammen mit dem Berliner Architekturbüro Duncan McCauley entwickelt. Nun gliedern Ausstellungsinseln den Raum; große Wände und dazu passende Bodenflächen, auf denen jeweils ein Thema präsentiert wird, ermöglichen ein abwechslungsreiches Besuchserlebnis. Großfotos auf den Wänden schaffen hier eine thematisch passende Atmosphäre, während die eingeebneten Bodenflächen einen barrierefreien Zugang zu diesen zentralen Bereichen ermöglichen.

Die Ausstellung verfügt über eine Reihe von Medienstationen. Dazu zählen Touch Screens, auf denen Besucherinnen und Besucher sich virtuell durch vor ihnen stehende 1:5-Modelle bewegen können. Zudem gibt es Hörstationen mit zeitgenössischen Berichten über die Bahn. Ein Spottlied auf die Pferdebahn wurde eigens für die Ausstellung nach historischen Notenblättern eingesungen. Die Geschichte von drei herausragenden Eisenbahnfahrzeugen wird in kurzen Zeichentrickfilmen vorgestellt, die für jedes Alter unterhaltsam sind. Mitmach-Stationen, die Grundprinzipien der Eisenbahn verdeutlichen, runden das Ausstellungserlebnis ab. Da die Zahl der Besuchenden des Museums aus dem Ausland kontinuierlich steigt, wurde die Ausstellung durchgehend in Deutsch und Englisch gehalten. Auch die Anforderungen an die Inklusion von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen stand im Fokus der Überarbeitung.

Mit der neuen Dauerausstellung „Eisenbahn: Revolution und Alltag“ – und mit der geplanten Überarbeitung des zweiten Ausstellungsabschnitts im Lokschuppen 2 – wird die beliebte Eisenbahn-Ausstellung im Deutschen Technikmuseum fit für die Zukunft gemacht.

Die Überarbeitung der Ausstellung wurde mit Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin gefördert.