Direkt zum Seiteninhalt springen

Neues Lebensgefühl: Fahrradplakate aus der „Belle Époche“

23.04.2024

Sonderausstellung „Freiheit auf zwei Rädern“ mit über 40 großformatigen historischen Plakaten aus der eigenen Sammlung /
Auftakt zum Themenschwerpunkt "Fahrrad" in 2024 /
Laufzeit: 24. April bis 8. Dezember 2024

Pressematerial

Bitte beachten Sie die Hinweise zur Verwendung unserer Pressebilder.
Zum Download Klick auf das Bild, dann auf den Download-Button. Fotonachweise per Klick auf das „i".

Pressemitteilung

Neues Lebensgefühl: Fahrradplakate aus der „Belle Époche“
Sonderausstellung „Freiheit auf zwei Rädern“ mit über 40 großformatigen historischen Plakaten aus der eigenen Sammlung
Auftakt zum Themenschwerpunkt "Fahrrad" in 2024
Laufzeit: 24. April bis 8. Dezember 2024

Frei, unabhängig und modern: Dieses Lebensgefühl versprach das Fahrrad in Frankreich um 1900 und so wurde es dort flächendeckend beworben. Als Werbemittel dienten lithografische Plakate. Diese außergewöhnlichen Kunstwerke bieten besondere Einblicke in das damalige Verständnis von Technik und Kultur. Vor allem Frauen stehen auf den Fahrradplakaten der „Belle Époque“ als Werbebotschafterinnen im Mittelpunkt – und das auf ganz unterschiedliche Weise.

Das Deutsche Technikmuseum zeigt ab 24. April über 40 großformatige Fahrradplakate aus der eigenen Sammlung. Die Ausstellung „Freiheit auf zwei Rädern. Das Fahrrad auf französischen Plakaten um 1900“ erzählt von einer Zeit, in der das Fahrrad als modernes Verkehrsmittel und das Plakat als neues Werbemedium eine Symbiose eingingen. Dieser Ausbruch von Kreativität fasziniert bis heute. Die Plakate sind ein Spiegel der gesellschaftlichen Ideale und Weltbilder um 1900. Sie zeigen ein zeittypisches Spektrum von Geschlechterrollen, Technik und Kultur.

Zwischen Plakatsucht und Fahrradwahn

Um 1890 änderte sich das Stadtbild europäischer Metropolen. Vormals graue Fassaden wurden plötzlich von großformatigen, farbenprächtigen Plakaten eingenommen. Nicht wenige Menschen sahen darin eine Verunstaltung und sprachen von „Plakatpest“. Andere feierten die Wandkunst als Ausdruck einer neuen, modernen Zeit. Ausgehend von Paris kam es zu einem regelrechten Hype, der bald als „Affichomanie“, „Postermania“ oder „Plakatsucht“ bezeichnet wurde.

Zur gleichen Zeit gelang einer weiteren technischen Entwicklung der Durchbruch: dem Fahrrad. Es versprach individuelle Mobilität und beflügelte so den Drang nach Freiheit. Speziell für Frauen war es ein Vehikel der Emanzipation. Dadurch wurde das Zweirad in konservativen Kreisen ähnlich umstritten wie das Plakat. Trotzdem begann es die Welt zu revolutionieren und führte zum „Fahrradwahn“ oder „Bicycle Craze“. Das Plakat erwies sich dabei als idealer Werbeträger. Bis 1900 wurden für das Fahrrad mehr Plakate produziert als für jedes andere Produkt.

Was ist wichtiger: Atmosphäre oder Technik?

Die Fahrradplakate weisen eine enorme Vielfalt auf. Motive im floralen Jugendstil, mythologische Darstellungen oder idyllische Landschaftsszenerien – es ging um die Atmosphäre, nicht um die Maschine. So ist das Fahrrad als technischer Gegenstand oft nur zum Teil oder ungenau dargestellt. Erst als nach 1910 das Fahrrad eine wesentlich höhere Verbreitung erreichte, ging die Reklame dazu über, technische Merkmale exakt darzustellen. 

Bereits kurz nach ihrer Entstehung wurden die Plakate zu begehrten Sammelobjekten. Man bestaunte die „Explosion der Farben“ und die „Galerie der Straße“. Leidenschaftliche Sammlerinnen und Sammler bestachen Plakatkleber, lösten die „Affichen“ mühevoll von den Hauswänden ab oder kauften bei Händlern wie Edmond Sagot, der nicht weniger als 2.200 Exemplare in seinem Katalog verzeichnete.

Die Frau als Plakatmotiv und potenzielle Kundin

Auffällig ist, wie viele Frauen auf den Plakaten abgebildet sind. Frauenfiguren waren in französischen Plakaten der Jahrhundertwende allgegenwärtig – auch in der Fahrradwerbung. Dabei galt Radfahren um 1900 für Frauen noch als unschicklich: Körperliche Anstrengung und das Tragen praktischer Hosen seien mit weiblicher Anmut unvereinbar. Mit adretten „Werbedamen“ oder betont weiblich dargestellten mythologischen Figuren sollten Fahrradplakate derartigen Vorurteilen entgegenwirken. Die jugendlich-attraktiven Figuren dienten nicht nur dem männlichen Publikum als Blickfang; weibliche Betrachterinnen sollten sich mit ihnen identifizieren. Besonderer Beliebtheit erfreute sich dabei der Stereotyp der „Parisienne“: Die stets modisch gekleidete Pariserin versinnbildlichte den überlegenen Geschmack der französischen Metropole. Sie erschien als stilsichere und selbstbewusste Trendsetterin, die selbst in flotter Fahrt nichts von ihrer Eleganz einbüßt.

Die Sammlung

Die jetzt im Deutschen Technikmuseum gezeigten historischen Fahrradplakate sind Teil einer Sammlung, die bereits 1980 eingeworben wurde. Diese Sammlung ist heute Teil des Historischen Archivs im Deutschen Technikmuseum. Mit seinem auf über 7,5 Regalkilometer angewachsenen Fundus gehört es zu den größten Spezialarchiven in der deutschsprachigen Museumslandschaft.

Auftakt zum Themenschwerpunkt „Fahrrad“ in diesem Jahr

Die Fahrradplakate-Ausstellung in der Großen Galerie des Deutschen Technikmuseums ist der Auftakt zu einem Themenschwerpunkt „Fahrrad“ in diesem Jahr: Neben einem Fahrrad-Spezial am eintrittsfreien Museumssonntag am 2. Juni ist ein weiterer Höhepunkt die Eröffnung der großen Sonderausstellung „Rückenwind. Mehr Stadt fürs Rad!“ Ende November im Ausstellungsbereich Ladestraße.

Freiheit auf zwei Rädern. Das Fahrrad auf französischen Plakaten um 1900
Plakat-Sonderausstellung im Deutschen Technikmuseum
Laufzeit: 24. April bis 8. Dezember 2024
Große Galerie, Neubau, 4. OG
Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin-Kreuzberg

 

Weitere Informationen rund um die Ausstellung finden Sie hier:
Link zur Ausstellung auf unserer Website

 

Termin: Kuratoren-Führung am 24. April durch die Ausstellung

Am Mittwoch, 24. April, um 14 Uhr findet eine Kuratoren-Führung durch die Ausstellung statt.
Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Kosten: nur Museumseintritt.
Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Veranstaltungskalender auf unserer Website:
Direkt zum Termin Kuratoren-Führung am 24. April, 14 Uhr