Auf dem Plakat sieht man eine Dame mit grauem Rock und schwarzer Bluse. Sie fährt auf einem Fahrrad gerade aus einem Eisenbahntunnel. Sie hat ihren Kopf nach hinten gewendet und wirft einen überlegenen Blick hinter sich. Dort folgt ihr eine Dampflokomotive. Diese befindet sich noch im Tunnel. Man erkennt schemenhaft den winkenden Lokführer. Über dem Tunnel ist der Schriftzug „Cycles Terrot Dijon“. Unten Rechts ist eine Fahrradritzel mit Kette mit der Bezeichnung „nouvelle chaine Brevetèe S.G.D.G.“

Freiheit auf zwei Rädern

Die Sonderausstellung „Freiheit auf zwei Rädern“ zeigt ab 24. April großformatige historische Fahrradplakate aus Frankreich um 1900.

Das Fahrrad auf französischen Plakaten um 1900

Auf dem Plakat sieht man eine Dame mit grauem Rock und schwarzer Bluse. Sie fährt auf einem Fahrrad gerade aus einem Eisenbahntunnel. Sie hat ihren Kopf nach hinten gewendet und wirft einen überlegenen Blick hinter sich. Dort folgt ihr eine Dampflokomotive. Diese befindet sich noch im Tunnel. Man erkennt schemenhaft den winkenden Lokführer. Über dem Tunnel ist der Schriftzug „Cycles Terrot Dijon“. Unten Rechts ist eine Fahrradritzel mit Kette mit der Bezeichnung „nouvelle chaine Brevetèe S.G.D.G.“
Werbeplakat für Fahrräder der Marke Cycles Terrot, Lithographie von Francisco Nicolas Tamagno, Paris ca. 1895
Quelle: SDTB, Historisches Archiv, V.4. X 0079

Frei, unabhängig und modern: Dieses Lebensgefühl versprach das Fahrrad in Frankreich um 1900 und so wurde es dort flächendeckend beworben. Als Werbemittel dienten lithografische Plakate. Diese stellen außergewöhnliche Kunstwerke dar. Sie bieten einzigartige Einblicke in das damalige Verständnis von Technik und Kultur. Vor allem Frauen stehen auf den Plakaten der „Belle Époque“ als Werbebotschafterinnen im Mittelpunkt – und das auf ganz unterschiedliche Weise.

Das Deutsche Technikmuseum zeigt vom 24. April bis 8. Dezember 2024 über 40 großformatige Fahrradplakate aus der eigenen Sammlung. Die Ausstellung „Freiheit auf zwei Rädern. Das Fahrrad auf französischen Plakaten um 1900“ erzählt von einer Zeit, in der das Fahrrad als modernes Verkehrsmittel und das Plakat als neues Werbemedium eine Symbiose eingingen. Dieser Ausbruch von Kreativität fasziniert bis heute. Die Plakate sind ein Spiegel der gesellschaftlichen Ideale und Weltbilder um 1900. Sie zeigen ein zeittypisches Spektrum von Geschlechterrollen, Technik und Kultur.

Zwischen Plakatpest und Fahrradwahn

Zentrum des Werbeplakats ist eine Braut im weißen Hoch-zeitskleid mit Schleier. Sie fährt leicht lächelnd auf einem schwarzen Fahrrad eine lange Treppe herunter. Sie wird von zwei weißen Schmetterlingen begleitet. Am oberen Treppenabsatz sieht man in der Ferne die Hochzeitsgesell-schaft. In deren Zentrum der Bräutigam, der die Arme schwenkend der Braut hinterherruft. Die Szenerie ist ein-gebettet in eine Parklandschaft. Im rechten Hintergrund fangen drei Kinder mit bunten Keschern Schmetterlinge. Darüber der Schriftzug „Papillion“.
Werbeplakat für Fahrräder der Marke Papillon, Lithographie von A. Bonnard, Paris ca. 1890
Quelle: SDTB, Historisches Archiv V.4. X 0033

Um 1890 änderte sich das Stadtbild europäischer Metropolen. Vormals graue Fassaden wurden plötzlich von großformatigen, farbenprächtigen Plakaten eingenommen. Nicht wenige Menschen sahen darin eine Verunstaltung und sprachen von „Plakatpest“. Andere feierten die Wandkunst als Ausdruck einer neuen, modernen Ära.

Zur gleichen Zeit gelang einer weiteren technischen Entwicklung der Durchbruch: dem Fahrrad. Es versprach individuelle Mobilität und beflügelte so den Drang nach Freiheit. Speziell für Frauen war es ein Vehikel der Emanzipation. Dadurch wurde das Zweirad in konservativen Kreisen ähnlich umstritten wie das Plakat. Trotzdem begann es die Welt zu revolutionieren und führte zum „Fahrradwahn“ oder „Bicycle Craze“.

Das Plakat erwies sich dabei als idealer Werbeträger. Bis 1900 wurden für das Fahrrad mehr Plakate produziert als für jedes andere Produkt.

Was ist wichtiger: Atmosphäre oder Technik?

Die Fahrradplakate weisen eine enorme Vielfalt auf. Motive im floralen Jugendstil, mythologische Darstellungen oder idyllische Landschaftsszenerien – es ging um die Atmosphäre, nicht um die Maschine. So ist das Fahrrad als technischer Gegenstand oft nur zum Teil oder ungenau dargestellt. Erst als nach 1910 das Fahrrad eine wesentlich höhere Verbreitung erreichte, ging die Reklame dazu über, technische Merkmale exakt darzustellen.

Die Frau als Plakatmotiv und potenzielle Kundin
 

Zentrum des Werbeplakats ist eine Dame mit rotem Hut, weißer Bluse und schwarzem Rock. Sie fährt auf einem Damenrad von links nach rechts. Davor springt ein großer weißer Hund über den Schriftzug „Peugeot Valentigney-Doubs“. Den Hintergrund bildet eine Parklandschaft mit einem weißen Tempel und zwei weiteren weißen Hunden.
Werbeplakat für Fahrräder der Marke Peugeot, Lithographie von Walter Thor, Paris 1906
Quelle: SDTB, Historisches Archiv V.4. X 0012

Auffällig ist, wie viele Frauen auf den Plakaten abgebildet sind. Frauenfiguren waren in französischen Plakaten der Jahrhundertwende allgegenwärtig – auch in der Fahrradwerbung.

Dabei galt Radfahren um 1900 für Frauen noch als unschicklich: Körperliche Anstrengung und das Tragen praktischer Hosen seien mit weiblicher Anmut unvereinbar.

Mit adretten „Werbedamen“ oder betont weiblich dargestellten mythologischen Figuren sollten Fahrradplakate derartigen Vorurteilen entgegenwirken. Die jugendlich-attraktiven Figuren dienten nicht nur dem männlichen Publikum als Blickfang; weibliche Betrachterinnen sollten sich mit ihnen identifizieren.

Die Sammlung

Die jetzt im Deutschen Technikmuseum gezeigten historischen Fahrradplakate sind Teil einer Sammlung, die bereits 1980 eingeworben wurde. Diese Sammlung ist heute Teil des Historischen Archivs des Museums.

 

 

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